IST DEIN BABY BESONDERS SENSIBEL/BEDÜRFTIG?
Generell lassen sich 2 sensible Persönlichkeitstypen unterscheiden:
– sensible Extrovertierte (30%)
– sensible Introvertierte (70%)
Es heißt, dass jedes 5. Kind besonders sensibel ist. Zu den besonderen Empfindlichkeiten gehören oft Schlafstörungen, die durch Über- oder Unterstimulation verursacht werden. Das liegt daran, dass besonders sensible Kinder oft "zu viel" bekommen und zusätzliche Beruhigung und Schutz benötigen. Alle hochbedürftigen Babys sind bis zu einem gewissen Grad auch sensibel. Besondere Sensibilität ist keine Diagnose, sondern eine Art, in der Welt zu existieren. Mit der richtigen Unterstützung entwickeln sich diese Kinder oft zu erstaunlichen Erwachsenen.
Quelle: Elaine N. Aron
Im Folgenden findest du einen Auszug aus dem Buch "Signalstarke Kinder" von der Familienberaterin Anja Sigvard. Sie konzentriert sich darauf, die extrovertierten, besonders sensiblen Kinder zu beschreiben, denn oft sind es diese Kinder, die viel von ihren Eltern verlangen. Sie nennt sie "Signalkinder". Andere nennen sie "Feuerkinder".
Das Kind ist intensiv
Signalkinder sind häufig schon von Geburt an zu erkennen. Sie weinen laut oder sehr häufig und lassen sich nicht so leicht beruhigen. Sie sind beim Verzehr sehr hektisch und wollen von niemandem angefasst werden. Oft bleibt nur die Mutter übrig. Es gibt viele Dinge, die sie nicht mögen, und sie beschweren sich über alles, sodass du nie im Zweifel bist. Das Kind möchte nichts verpassen, deshalb fällt es dem Kind besonders schwer, sich dem Schlaf hinzugeben oder zu entspannen. Das Kind wird durch das kleinste Geräusch oder die kleinste Bewegung gestört und hat sofort das Gefühl, dass es "mitmachen" muss. Die Intensität kann sich in heftigen Gefühlsausbrüchen zeigen. Ob aus Freude, Traurigkeit oder Wut. Das Kind hat ein sehr umfangreiches Gefühlsregister, das in einem Augenblick dramatisch von Wut zu ekstatischer Freude und umgekehrt schwanken kann.
Häufiges essen
Ein Signalkind möchte häufig und über längere Zeiträume hinweg an der Brust gestillt werden. In den ersten 3 bis 4 Monaten ist es nicht ungewöhnlich, dass das Baby jede Stunde oder öfter gestillt werden möchte. Babys mit hohen Signalwerten versuchen, Ruhe und Sicherheit beim Stillen zu finden. Dabei sind sie oft zu energisch und die Milch fließt in das falsche Rachenloch, oder das Baby schluckt zu viel Luft, oder es kann sich gar nicht zum Anlegen überwinden und schreit stattdessen heftig vor Frust.
Beharrlich und ausdauernd
Das signalstarke Kind ist sehr beharrlich und bestimmt. Es hat keine Geduld und das Kind wird in Sekundenbruchteilen hysterisch unglücklich, wenn du nicht sofort herausfindest, was es sich wünscht. Die Eltern dieser Kinder lernen schnell, dass es sich nicht lohnt, etwas hinauszuzögern. Wenn du nicht sofort reagierst, wird sich das Kind so sehr aufregen, dass es nicht mehr zu trösten ist.
Lautstarke Kinder hören nicht auf zu schreien, bis du herausgefunden hast, was es möchte. Und nicht immer weiß es selbst, was es eigentlich haben möchte. Deshalb kann es manchmal ein chaotisches Ratespiel sein.
Ein signalstarkes Kind ist nahezu ständig unglücklich. Es gibt immer etwas, das vom Kind verlangt wird und das es nicht haben möchte. Es gibt immer etwas, das sie ein bisschen stört. Seien es Kleidungsmarken, Geräusche, das Licht, Gäste oder das Alleinsein.
Möchte ständig getragen werden
Das Kind hat ein sehr starkes Bedürfnis nach Körperkontakt und nach Schaukelbewegungen, die an die Zeit im Mutterleib erinnern. In den ersten Lebensmonaten lässt sich das Kind vermutlich nicht ablegen. Kinderwagen und Kinderbetten können also nicht in Frage kommen, und es wird keine gemütlichen Spaziergänge durch die Stadt mit einem schlafenden Baby im Kinderwagen geben.
Das Kind wird dir immer nahe sein wollen. Ganz nah dran. Ein Tragetuch oder eine Babytrage sind praktisch unverzichtbar.
Das Kind schläft sehr leicht und wenig
Dieses Kind schläft nur für kurze Zeit am Stück und schläft im Allgemeinen weniger als seine Altersgenossen bzw. häufiger und kürzer am Stück. Auch wenn es schläft, braucht es engen Kontakt und kann deshalb nicht zum Schlafen ins eigene Bett oder in einen Kinderwagen.
Mit den wilden Arm- und Beinbewegungen, die auch im Schlaf auftreten, weckt sich das Kind oft selbst auf. Viele der Kinder mit ausgeprägten Impulsen müssen zur Beruhigung gepuckt werden.
An neuen Orten zu schlafen oder einzuschlafen, während ihr zu Besuch seid, ist unter Umständen unmöglich, weil das Kind durch seine Intensität und Hartnäckigkeit nicht einschlafen möchte oder ein paar Minuten nach dem Einschlafen wieder aufwacht. Ein Besuch kann bedeuten, dass das Kind danach so überreizt und übermüdet ist, dass es auch nach der Rückkehr nicht mehr einschlafen kann. Viele Eltern von Kindern mit erhöhtem Signalstatus geben den Besuch vollständig auf.
Keine festen Abläufe
Es gibt nichts an das du dich festlegen kannst, wenn du ein Signalkind hast. Vor allem im ersten Jahr ist die Situation sehr wechselhaft und hektisch. Das Kind ändert oft seine Meinung und es gibt keine festen Standpunkte. Was gestern funktioniert hat, funktioniert heute womöglich nicht mehr. Wenn das Kind auch tagsüber viel erlebt, dann wird es wahrscheinlich noch unruhiger und launischer werden.
Sensibel
Das Kind empfindet alles sehr intensiv. Alle Sinne arbeiten auf Hochtouren. Und auch die Emotionen. Deshalb ist das Kind leicht überreizt und wird schnell überdreht oder verärgert. Manche Babys mit starken Signalen verkraften einen Besuch der medizinischen Fachkraft nicht, ohne danach mehrere Stunden zu weinen. Sie mögen es nicht, von jemand anderem als Mama und Papa gehalten zu werden und sie wachen beim kleinsten Geräusch auf oder werden durch die kleinste Bewegung gestört. Wenn du irgendwo zu Besuch warst, kann das Kind danach noch stundenlang unruhig sein.
Totale Erschöpfung
Kleine Kinder haben kein Verständnis dafür, dass du müde bist, etwas zu essen brauchst oder sonst etwas. Die signalstarken Kinder können daher nicht verstehen, dass sie dich überfordern, wenn sie ständig weinen oder sich beschweren. Das Kind zieht einfach weiter an dir und an deiner Energie. Das liegt daran, dass das Kind selbst so große Schwierigkeiten hat, die Welt und seine eigenen Gefühle zu begreifen - Nie hat das Kind seinen Frieden und deshalb hast auch du keinen - weder Tag noch Nacht.
Empfehlenswerte Literatur
Lese auch “12 Features of a High Need Baby” oder “Raising a High Needs Baby” des amerikanischen Arztes Dr. Sears, der führend auf dem Gebiet der High Need Babys ist.
Möchtest du mehr über die Schlafproblematik, die Sichtweise auf dein Baby und die Gesamtsituation lesen, dann empfehle ich dir die Beiträge von Anja Sigvard zum Thema Signalstarke Kinder. Du kannst auch der FB-Gruppe "Signalstarke Kinder" beitreten. Es gibt hier wirklich eine Menge Verständnis und Gesprächsstoff. Das kann in einer angespannten Situation goldwert sein.
Besonders sensible Babys brauchen zusätzliche Präsenz, Sicherheit, Pausen und Vorhersehbarkeit. Viele profitieren von einem Tragetuch und/oder einem Gewichtssack, die für zusätzliche Sicherheit beim Schlafen sorgen können.